KUNSTGESPRAECH

TEXTE: REZENSIONEN

Recycling

FLACA / TOM HUMPHREYS, 09.07. – 11.09.2011, Portikus, Frankfurt am Main

mit Will Benedict, Karla Black, Michael Beutler, Henning Bohl, Jana Euler, Ellen Gronemeyer, Claire Hooper, Paul Lee, Laure Prouvos, Nora Schultz, Lucie Stahl, Sue Tomkins, Alexander Wolff

Paul Lee, Towel panel corner, 2010, in der Ausstellung Flaca / Tom Humphreys im Portikus (Foto: kk)Der Geist der "Flaca"-Ausstellungen von 2003 bis 2007, das Miteinander von Künstlern und Gastgeber-Kurator-Künstler Tom Humphreys in dessen Londoner Wohnhaus, ließ sich nicht in eine Flasche sperren und beim Portikus frei lassen. (Wenn auch einige Kunstwerke durch Raum und Zeit gereist sind.) So erklärt sich aber das kuratorische Konzept. Und so lenkt die Ausstellung den Blick auf die Kommunikation mittels Kunst, die Künstler heute untereinander zelebrieren. Darauf weisen im Sommer 2011 auch die Beiträge einzelner historischer und aktueller Berliner Ausstellungsinitiativen für "based in Berlin" hin. Denn aus der Not, dass wenige Künstler von etablierten Institutionen entdeckt werden und sich hauptsächlich Künstler für Kunst interessieren, wuchs (wieder einmal) die Tugend der alternativen Ausstellungsformen.

 

Beschreibung

2 Ausstellungsebenen, die obere, für die Ausstellung neu eingezogen, ist von der Empore über eine Treppe zu erreichen.

Die Ausstellung versammelt Kunstwerke, die den Kunstbegriff neu ergründen. So wird zum Beispiel der Produktionsprozess bei Nora Schultz und Alexander Wolff thematisiert. Es wird auf traditionelle oder angewandte Kunstproduktion als ironische zweite Ebene verwiesen, wie zum Beispiel bei Claire Hooper und Tom Humphreys. Oder die Wahrnehmung alltäglicher Gegenstände wird durch deren Präsentation im Kunstkontext verschoben, wie zum Beispiel bei Henning Bohl und Karla Black. Auf dem Beiblatt zur Ausstellung sind die einzelnen Kunstwerke nummeriert. Für diese Aufzählung ausgewählter Exponate wurden diese Nummern übernommen.

Garten:

1. Henning Bohl: The Studio, 2004: Gitterwand wie aus dem Gartenmarkt mit Quadraten und anderen farbigen Formen bestückt.

2. Michael Beutler: Monmut, 2004: Architektonische weiße Skulptur

Beide Kunstwerke waren 2004 bei Flaca (http://www.flaca.co.uk/universaloutstretch.html) ausgestellt.

Ebene 1:

6., 8., 14. Tom Humphreys: Untitled, Plate, 2011: Bemalte Teller hängen wie Bilder an der Wand.

16. Paul Lee, Untitled (triple negative), 2011: Die äußeren Rändern von verschiedenen Stoffen (Leinen, künstlicher Samt) hängen wie Rahmen an der weißen Wand. Da sie aus Stoff sind, biegen sie sich leicht durch.

Ebene 2:

18. Claire Hooper: Nach Spandau; Lisa, 2009, 21. Deniz, 2009: Kupferstiche mit klassischen Porträtmotiven auf gutem Papier und gerahmt. Sehr schöne Porträts, die durch die für eine zeitgenössische Kunstausstellung ungewöhnlich traditionelle Präsentation eine ironische zweite Ebene erhalten.

19. Karla Black: That´s Why Prettify, 2006: Auf dem Boden liegt eine rosig glänzende Plane, die durch ihre Falten an ein geschneidertes Kleidungsstück (Rock oder Umhang) erinnert.

20. Paul Lee: Towel panel corner (grey, black), 2010: Eine matt schwarz beschichtete Holzplatte mit einem Seitenflügel im 90-Grad-Winkel; in der Ecke hängt ein graues Frotteehandtuch.

22. Nora Schultz: In Out Press, 2011: Druckstock und Druck auf Ebene 2, zweiter Druck auf Ebene 1: Der Produktionsprozess wird dargestellt

24. Alexander Wolff, Ohne Titel, 2002: Der Bilduntergrund wurde an den Rändern so schwarz gespritzt, dass die schwarze Farbe zum Inneren des Bildes hin wolkig ausläuft. Die einheitlich helle mittlere Fläche des Bildes ist nicht bearbeitet. Diese malerische Geste hat William Turner bei seinen Bildern "Der Abend der Sintflut" (1843) und "Der Morgen nach der Sintflut" (1843) angewandt. Er umrandete seine dramatischen Meeresmotive mit dunklen spiralförmigen Wolken. So entsteht der Effekt einer räumlichen Tiefe zum hellen Mittelgrund hin. Auch bei dem Bild von Alexander Wolff nehmen wir den hellen Mittelteil als räumlich entfernt wahr, obwohl dieser wegen seiner Unberührtheit dabei noch flächig wirkt.

Links