KUNSTGESPRAECH

TEXTE: REZENSIONEN

Schmerz

AL FADHIL & AISSA DEEBI, My Dreams Have Destroyed My Life. Some Thoughts on Pain, 29.04. – 26.06.2011, Art Laboratory Berlin

Wie den persönlichen Schmerz und Verlust künstlerisch verarbeiten? Art Laboratory Berlin zeigt Werke zweier Künstler, die hier ihre schwierige Biografie zum Ausgang ihrer Kunst nehmen: Verlust der Heimat und Identität im Exil, Verlust von Familienangehörigen, Verlust eines sinnvollen Lebensweges – der Schmerz überlagert das Poetische, das den Kunstwerken durchaus innewohnt. Das Biografische bleibt im Vordergrund: Ausführliche Texte der Künstler informieren über Fakten und Details des persönlichen Schicksals. Überwiegt der Schmerz, die Wut, ist es verständlich, nicht von der Person zum Allgemeinen zu abstrahieren. Doch ist das nicht eine Eigenschaft der Bildenden Kunst? Kunst wird hier zum Übermittler einer persönlichen Botschaft, die für Außenstehende nur fragmentarisch nachzuvollziehen ist. Es bleibt ein farbiger Eindruck des Schmerzes.

 

Beschreibung

Räume

Haupt- (Eingangs-) Raum, Nebenraum

Exponate

Hauptraum linke Wand:

Al Fadhil

Fototapete: 26.3.1983, offizielles Foto: Bruder Mushriq, Vater und Saddam; davor wird in klein ein Video gezeigt, in dem ein Text gesprochen wird, der nachzulesen ist auf der Texttafel an der linken schmalen Wand dem Eingang gegenüber: 1980 begann sein Bruder Amer den Militärdienst, als der Krieg mit dem Iran begann, und starb. An dieser Wand sind weitere Kunstprojekte beschrieben, die sich auf die Problematik des Krieges und den Verlust von Familienangehörigen beziehen: Al Fadhil verlor zwei Brüder im Krieg. Eines der Kunstprojekte war zur Biennale in Venedig 2007 für den irakischen Pavillion eingereicht und abgelehnt worden.

Hauptraum rechte Wand:

Al Fadhil

Neonschriftzug auf blauer Wand mit Ausstellungstitel.

Hauptraum schmale Wand, dem Eingang gegenüber rechts:

Al Fadhil

Geschichte eines Traumes, in dem der Träumer gerne Bill Gates wäre, und sich beim Aufwachen eingesteht, dass – wenn dieser Traum seine wahren Gefühle zeigte – sein Leben ein Versagen wäre. Den Traum träumte Bruder Ahmed 2002.

Im hinteren Raum:

Aissa Deebi

Fotos, die je nach Blickrichtung das eine oder andere Motiv zeigen: Pflanzen, Meer, Kapelle mit Kreuz. Die Fotos sind so dicht an- und übereinander geklebt, dass sie Formen ergeben. Sie zeigen Orte in der Nähe von Haifa (Israel), wo der Palästinenser Deebi gelebt hatte. Dieses Kunstwerk ist dem toten Bruder Nassim gewidmet, der im israelischen Polizeigewahrsam 1999 starb.

Information

"The Exile as Artistic Forerunner" von Christian de Lutz ist ein informativer Text zur Ausstellung sowie zum Kontext des Künstlerdaseins im Exil. Er war in der Ausstellung ausgelegt, findet sich aber nicht auf der Homepage von Art Laboratory Berlin.

Links