KUNSTGESPRAECH

TEXTE: REZENSIONEN

ABC

MARTIN CREED, Paintings, 29.04. – 25.06.2011, Johnen Galerie, Galerie 1, Berlin

Martin Creed, Work No. 1198, 2011, 30,4 x 25,4 cm, Acryl auf Leinwand, in der Johnen Galerie, Berlin (Bildlink zu http://www.johnengalerie.de)Klassisch bedeutet Malerei Zweidimensionalität mit Vortäuschung des dreidimensionalen Raumes. Creed führt die dafür nötigen Techniken losgelöst von Sinn und Zweck vor. Seine Bilder zeigen Streifen. Mal formieren die sich zu einem räumlichen Muster, vorzugsweise Rauten, mal gruppieren sie sich zu einem Gebäude. Mit durchnummerierten Bildern imitiert Creed Fließbandproduktion und zeigt so Bad-Painting-Manieren. Malerei hängt er auf Wandmalerei, Streifen auf Streifen. Die Grenze zwischen Hoher und angewandter Kunst ist aufgelöst. Dank Reduktion auf ein ABC der malerischen Techniken Farbauftrag, Pinselstrich und Perspektive wird die Malerei selbst zum Thema. Sehen ist Selbstzweck. Sinn und Inhalt aufgelöst in der Form. Creeds Video "Thinking / Not Thinking" zeigt uns dieselben Themen. Es bleibt Klarheit, Witz, Ästhetik.

 

Beschreibung

Räume

2 große Räume gehen vom Galerietresen aus ab und liegen hintereinander, ein dritter Raum liegt dem Galerietresen gegenüber.

Raum 1:

Wandmalerei: Diagonalstreifen, rote diagonale sehr breite Pinselstriche, die an den Rändern leicht ausfransen, in gleichem Abstand, so dass sich ein Muster ergibt.
Darauf hängt "Work No. 1162" (2011, Acryl auf LW, 30,4 X 25,4), gerahmt, Motiv: Grün- und Violett-Töne in Rautenmuster (sich kreuzende Diagonallinien). Die Farbharmonie zwischen leuchtend roten Wandstreifen und den Grüntönen des Bildes ist treffend.

Gegenüber zwischen den Fenstern hängt "Work No. 1198" (2011, Acryl auf LW, 30,4 X 24,4 cm), gerahmt, Motiv einer "Architektur": kleiner werdende Rechtecke lagern aufeinander. Die Rechtecke zeigen die waagerechten Pinselstriche der Nass-in-Nass- und Lasur-Techniken, die angewandt wurden. Der Eindruck einer "Architektur" wird unterstützt durch das Kleiner-Werden der Rechtecke und durch die waagerechten Pinselstriche. Durch das Kleiner-Werden der Rechtecke entsteht für unser Auge der Eindruck von Perspektive. Durch die waagerechten Pinselstriche wird ein Eindruck von Schwere und Lagerung betont.
Daneben hängt "Work No. 1208" (2011, Acryl auf LW, 30,4 X 25,4), ungerahmt, Motiv: ähnliche "Architektur" mit ähnlicher Technik.

An der Schmalseite des Raumes Richtung Ausgang: Work No. 1209 (2011, Acryl, Lack, Tinte, Öl und Aquarell auf LW, 35,5 X 25,4 cm) Farbige Streifen, Pinselstriche, quer über das Bild.

An der Schmalseite des Raumes neben dem Durchgang zum anderen Raum: Farbige X-e, die immer kleiner werden, erzeugen die Illusion von Tiefe.

Raum 2:

Die Wand mit den roten Diagonalstreifen zieht sich im zweiten Raum fort. An einer anderen Wand des Raumes setzt sich das Streifenmotiv mit waagerechten mittelblauen fort.

Darüber hängt:

  • Work No. 1215 (2011, Acryl auf LW, 30,4 X 25,4 cm), gerahmt: Farbflecken übereinander getupft
  • Work No. 1167 (2011, Acryl auf LW, 30,4 X 25,4) entspricht im Motiv "Work No. 1162)

Eingangsbereich:

Work No. 1151 und Work No. 1193

Raum 3:

Video "Thinking / Not Thinking": Ein Hund läuft in einem weißen undefinierten Raum von links nach rechts und zurück von rechts nach links und so weiter und entfernt sich dabei, weil er im Raum Diagonalen läuft. Das erschließen wir uns, weil der Hund immer kleiner wird. Auch hier werden die Regeln der Perspektive angewandt.

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