Geformt
NAIRY BAGHRAMIAN, Formage de tête, 29.04 – 25.06.2011, Galerie Daniel Buchholz, Berlin
Alles wurde Form: Tafeln mit Angaben zum Werk, Textblatt, sonst kuratorisches Beiwerk, mauserten sich hier zum gleichwertigen Exponat. Der Prozess des Formgebens geschieht ständig auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene und kennzeichnet die Arbeit des Künstlers, der aus Gedanken Materie formt. In der Galerie stehen entspannte Tische, deren biegsame Gummiplatten sich auf den Untergestellen räkeln. Dinge hinterließen auf ihnen ihre Abdrücke bei der Produktion, dem Gießen. Die Tafeln listen diese Dinge exakt auf. Die Gussformen selbst stehen neben den enthemmten Tischen. Der Text spannt einen Bogen vom philosophischen Bild des sich verweigernden Tisches zu einem französischen Wortspiel, das das Formen als Arbeit des Koches darstellt. Fotos eines "Koches" stehen für den Künstler. In diesem Ausstellungssystem übernimmt jedes Exponat eine Funktion.
Es gibt keine Ausstellungsdidaktik. Erklärender Text und Tafeln sind selbst Exponate, haben selber eine "Form" bekommen. Alles, was zur Herstellung der Platten nötig war: die Gussform, die vorausgehenden Gedanken, die Gegenstände, die in die Platten eingedrückt wurden, ist in der Ausstellung als Exponat vorhanden. Jedes Exponat hat seine eigene Funktion innerhalb des Werkes, zum Darlegen der Handlung und Arbeit, die verrichtet wurde. Jedes Exponat ist "bildhauerisch" bearbeitete Form geworden. Darüber hinaus gibt es nichts, kein Beiwerk, nichts, was angehängt wurde, nichts Überflüssiges.
Beschreibung
Räume
Mehrere helle Räume, die ineinander übergehen.
Exponate
In mehreren Räumen stehen "Tische" unterschiedlicher Größe. Diese "Tische" sind jeweils so konstruiert: Platten aus Formica liegen locker auf Gestellen, dem Unterbau eines Tisches, sind durchgebogen. Die Platten haben verschiedene schlichte Pastellfarben. Sie sind nicht glatt, sondern haben Löcher, sowie Eindrücke von Gegenständen. "Tisch"-Höhe, Breite und Tiefe der Platten sind unterschiedlich, etwa 1,00 m hoch, zwischen 1,50 und 2,35 m tief und zwischen 0,78 und 1,50 m breit.
Mehrere Metallwannen mit Griff stehen aufrecht an einer Stange mit Fuß befestigt. Flüssigkeit ist an ihnen herunter gelaufen und fest geworden. Zwei Wannen sind mit der Innenseite gegeneinander gedreht. Auch ihre Größe differiert leicht, etwa 238 X 99 X 50 cm.
Fotos von der Arbeitskleidung eines Koches in mehreren Farben, die so arrangiert sind, als stecke ein Mensch in ihnen, 81 X 65,5, 3,7 cm.
Auch die zu den Platten gehörigen Tafeln mit den Angaben zum Kunstwerk, die "Etiketten", sind als eigenes Exponat präsentiert und auf der Homepage der Galerie und im Beiblatt aufgeführt. Sie listen die Gegenstände auf, deren Abdruck man in der jeweiligen Platte sehen kann.
Der Text selbst liegt ebenfalls als Exponat in einem eigenen Raum auf einem Tisch aus (derselbe liegt auf dem Tresen der Galerie, hier aber mit Angaben zur Galerie und Künstlerin). Link zum Text.
Link
http://www.galeriebuchholz.de/content/exhibitions_detail.php?exhibitions_id=171&mode=announcement