KUNSTGESPRAECH

TEXTE: REZENSIONEN

Kollektivgedächtnis

CARSTEN FOCK, Kosmos der Angst, 26.02. – 16.04.2011, Galerie September, Berlin

Bildlink zu: Carsten Fock, Kosmos der Angst, Installation view SEPTEMBER, 2011, Foto: David Oliveira (Link zu http://www.september-berlin.com)Kunst als Musikstück mit einer Melodiestimme aus Malerei vor einem Hintergrundrefrain aus S/W-Fotografien. Kunst zeigt kollektives Gedächtnis: S/W-Fotografien, die historisch wirken, Malerei, die mit großer subjektivistischer Geste antritt, dabei aber anonym bleibt. Bilder, die austauschbar wären. Ein Blick auf unsere Kulturgeschichte, auf unser Bild von Bildern, auf ein zeitgemäßes Heimatmuseum. Die Fotografien beziehen sich auf die 1970er und 1980er Jahre. Die gemalten Bilder hängen an Holzstützen, die im Raum stehen. Die Malerei ist gut gemacht, genialisch, giert nach Aufmerksamkeit, wird aber von der Bildertapete in Schach gehalten. Auch die Fotos bleiben allgemein, werden nicht persönlich, wirken als Masse, nicht als Einzelbild. Fotografie und Malerei stehlen sich gegenseitig die Schau. Die Malerei offenbart große Gefühle und Gesten, die sich selbst entlarven. Keine Botschaft oder Aussage wird deutlich. Wir sehen ein Archiv.

Carsten Fock war in der Zeit, die er mit der Ausstellung thematisiert, in der DDR. Er kam 1988 nach Westdeutschland, ein Jahr bevor die Mauer fiel.

 

Beschreibung

Räume

Ein großer Raum, bei dem zur Straße hin eine Wand eingezogen wurde. Unter und über der Wand fällt Tageslicht in den Raum.

Exponate

Gemalte Bilder stehen an Holzstützen so im Raum, dass ihre Rückseiten einen eigenen kleinen Raum bilden. Weitere Gemälde hängen an der Wand. Die Malerei ist gekonnt, führt bewusst die klassisch hingeworfene Attitüde der angedeuteten Perspektive, des schnellen Pinselstrichs vor. Die Malerei ist zwar explizit "subjektiv", wirkt aber nicht wie ein individueller Ausdruck, was sich auch aus der konzeptuellen Hängung und der Auswahl und Zusammenstellung ergibt. Die Malerei wirkt wie ein Prototyp einer "genialischen" Malerei.

Die Wände sind "tapeziert" mit einer Collage von S/W-Fotografien von ca. DIN-A4-Größe meist unspektakulären Inhalts, die den 1970 und 1980er Jahren zuzuordnen sind.

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