Kirsten Kötter

Die Ausstellung "Wasser im Jugendstil" fängt schon vor dem Museum an. Denn im Jugendstil sollte der Gegensatz zwischen Natur und Kultur aufgehoben werden, und "innen" und "außen" ineinander fließen. Das erläutert Dr. Peter Forster bei einer Führung durch die Ausstellung. In der Reisinger Anlage und im Kurpark, wo zur Zeit alles blüht und grünt lebt der Geist der Exponate tatsächlich gefühlt weiter. Die Führung beginnt im Vortragsraum, der zum Konzertsaal geworden ist, da dort "La Mer" von Claude Debussy per Video aufgeführt wird. Debussy hatte einen Ausschnitt des bekannten Holzschnittes "Die große Welle" von Hokusai als Titelbild für seine erste Druck-Ausgabe von "La Mer" gewählt. Dieses Motiv, so wie die japanische Kunst überhaupt, hat ja auch viele Künstler im Jugendstil inspiriert.

Das Wasser bleibt Thema im Museum, wie Dr. Peter Forster auf dem Weg zum Raum der Sonderausstellung zeigt: Da ist das Oktogon, das mit seinem achteckigen Grundriss typisch für eine Taufkapelle wäre, in der ja mit Wasser getauft wurde. In der Ausstellung begrüßt uns Wasser, das als Videoinstallation die Wände herunter rinnt. Es ist eine liebevoll zusammengestellte Ausstellung mit Begeisterung für das Thema. Die Ausstellung ist nicht allzu groß, wie eine Schmuckschatulle. Der Katalog zur Ausstellung dagegen ist sehr umfangreich und zeigt viele weitere Bilder zum Thema. Gemälde sind zu sehen, aber auch Möbel und Geschirr, denn im Jugendstil sollte auch die Trennung zwischen Kunst und Kunsthandwerk, zwischen Alltag und Kunst überhaupt, aufgehoben werden. Es ist viel zu entdecken und zu schauen. Und wer will, kann sich von der Ästhetik und Leichtigkeit, die das Thema Wasser mit sich bringt, begeistern lassen.

Die Ausstellung ist Beitrag des Museum zum Wiesbadener Jahr des Wassers 2022. Nach dem Besuch der Sonderausstellung kann die dauerhafte Präsentation der Jugendstil-Sammlung von F. W. Neess besucht werden. Und es gibt ein Programm zur Ausstellung mit Filmen, Vorträgen und Workshops. Außerdem gibt es im Museum eine zweite Ausstellung, in der Wasser aus naturwissenschaftlicher Sicht zum Thema wird.

Kirsten Kötter, 16.05.2022